Verband begrüßt neues Mitglied | Modellfabrik Papier befasst sich mit Fragestellungen rund um disruptive und skalierbare Fertigungstechnologien für die klimaneutrale Papierproduktion | Transformation braucht langfristigen Ansatz, Ressourcen und „Out of the box“-Denken | Agiles, kollaboratives Arbeiten zwischen Wissenschaft und Wirtschaft schafft Innovationen
Berlin, 24. September 2024. Die Deutsche Industrieforschungsgemeinschaft Konrad Zuse e.V. (Zuse-Gemeinschaft) begrüßt die Modellfabrik Papier gGmbH in Düren als neues Mitglied in ihren Reihen. Dr. Jacqueline Lemm, Mitglied im Präsidium der Zuse-Gemeinschaft, überreichte die Mitgliedsplakette an Peter Bekaert, Geschäftsführer der Modellfabrik Papier. Die Modellfabrik Papier ist eine Forschungseinrichtung, gegründet von einem Konsortium aus 24 Gesellschaftern der Papierindustrie und sieben Forschungspartnern. Sie beschäftigt sich mit der Entwicklung disruptiver und skalierbarer Fertigungstechnologien für die klimaneutrale Papierproduktion mit Schnittmengen zu den Innovationsfeldern Bioökonomie, Kreislaufwirtschaft, Energieeffizienz und Digitalisierung in zwei Forschungsprojekten:
a) Das Forschungscluster Modellfabrik Papier (FOMOP), das vom Bundesforschungsministerium mit 10,5 Millionen Euro gefördert wird, ist in vier Arbeitsschwerpunkten entlang des Papierproduktionsprozesses aufgeteilt:
- Maßgeschneiderte Rohstoffe,
- Innovative Systeme im wässrigen Medium,
- Systemwechsel in Fluid und
- Systemische Integration.
b) In einem kleineren Verbundvorhaben wird mit Fördermitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz ein Framework für digitale Zwillinge in der Papierfertigung (FOREST) entwickelt. Die virtuelle Abbildung des Herstellungsprozesses erfasst die Energie- und Stoffströme bis auf die Teilprozess- und Produktebene, von Stoffaufbereitung bis Papierbahnaufrollung.
Die Forschung der Modellfabrik zählt damit zur vorwettbewerblichen, transfer- und innovationsorientierten Forschung und zahlt auf Klimaneutralität, Energieeffizienz, Digitalisierung und Bioökonomie ein. Gefördert wird die Modellfabrik mit insgesamt gut 70 Mio. Euro, zusammengesetzt aus Gesellschafteranteilen sowie Fördergeldern des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, des Landes Nordrhein-Westfalen und der Bezirksregierung Köln. Knapp 50 Mio. Euro davon entfallen auf die Errichtung des Institutsneubaus im Innovationsquartier Düren.
„Transformation braucht heute den engen Schulterschluss zwischen Wissenschaft und Industrie, um Kräfte und Know-how zu bündeln. Noch immer sind die Antragswege bis zur Bewilligung öffentlicher Fördergelder lang und aufwendig. Industrietransferprojekte brauchen heute starke Fürsprecher Richtung Politik und Förderrahmen, die schnelleres Agieren und damit stärkere Durchschlagkraft ermöglichen“, umreißt Peter Bekaert Gründe zum Eintritt in die Zuse-Gemeinschaft. „Als junge Forschungseinrichtung freuen wir uns, in der Industrie- und Forschungsgemeinschaft nicht nur einen starken Mitstreiter zu finden, sondern auch eine Plattform, um am Diskurs zur Forschungsentwicklung in Deutschland teilzuhaben und über aktuelle Forschungsthemen auf dem Laufenden zu bleiben. Darüber freuen wir uns, mit unserem Know-how in den Bereichen Papierherstellung, Energieeinsparung, Nachhaltigkeit, CO2-Bilanzierung und Digitalisierung einen Beitrag zum Austausch im Netzwerk zu leisten.“
Prof. Martin Bastian, Präsident der Zuse-Gemeinschaft, begrüßt das Neumitglied: „Herzlich Willkommen Modellfabrik Papier in den Reihen der Zuse-Gemeinschaft! Mit ihren Zielsetzungen und Anliegen passt die Modellfabrik Papier hervorragend zur Zuse-Gemeinschaft als Verbund und Vertretung der außeruniversitären, gemeinnützigen, privatwirtschaftlich organisierter Forschungseinrichtungen. Wir freuen uns sehr über die Bereicherung in der Forschungspalette unserer Institute und über einen weiteren potenten Mitstreiter in unseren Reihen.“ Bastian weiter: „Der Beitritt der Modellfabrik unterstreicht das ungebrochene Interesse an der Zuse-Gemeinschaft. Ihr gehören nun gut drei Viertel aller außeruniversitären, gemeinnützigen, privatwirtschaftlich organisierter Forschungseinrichtungen an. Sie ist damit als dritte Säule der deutschen Forschungslandschaft eine starke Stimme für die transfer- und innovationsorientierte Industrieforschung.“
Die Modellfabrik Papier wurde Anfang 2021 als gemeinnützige forschungsbasierte Organisation von 15 namhaften Unternehmen aus der Papierhersteller- und Zulieferindustrie sowie dem Maschinenbau gegründet. Zusammen mit sieben führenden Forschungsinstituten und der politischen Unterstützung auf Landes- und Bundesebene entstand der Triple Helix-Organisationsansatz der Modellfabrik: eine Kooperation zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Inzwischen zählen 24 Unternehmen zum Gesellschafterkreis, der das gesamte Produktspektrum der Papierindustrie abdeckt. Im Netzwerk der Forschungspartner des neuen Zuse-Mitglieds, das fachübergreifend Expertisen aus unterschiedlichen Disziplinen vereint, ist die gesamte deutsche Forschungslandschaft der papier- und faserbasierten Papierherstellung vertreten. Die Forschungsfelder reichen von kreislauffähiger Bioökonomie über Prozess- und Verfahrenstechnik bis zu Digitalisierung und ressourceneffizienten Energiesystemen.
Als energieintensive Industrie hat die Papierindustrie ihre Emissionen konsequent verringert und arbeitet weiterhin daran, den Strom- und Dampfbedarf durch Erneuerbare Energien-Technologien zu decken. Mit der Forschungsinitiative Modellfabrik Papier setzt die Papierindustrie da an, wo sie allein nicht weiterkommt, erläutert Modellfabrik-Geschäftsführer Peter Bekaert: „Im engen Schulterschluss mit der Wissenschaft betrachten wir den hochautomatisierten Fertigungsprozess selbst und erforschen disruptive Lösungen entlang der eng aufeinander abgestimmten Herstellungsstufen in der Papierproduktion, die dazu beitragen, den Energiebedarf um 80 Prozent zu senken und natürliche Ressourcen einzusparen.“
Der Standort der Modellfabrik Papier im Rheinischen Revier ist eine gute Basis dafür. Nicht nur, weil die Produktion von Papier, Pappe und Hygienepapieren in der Region lange Tradition hat. Die Unternehmen sind vom Strukturwandel und dem Ausstieg aus der Braunkohleförderung spürbar betroffen. Ein weiterer Pluspunkt für die Standortentscheidung war die Nähe der Forschungsstandorte Aachen und Jülich, an denen führende Institute der Energie- und Verfahrenstechnik, neuer Sektoren (zum Beispiel Textiltechnik) sowie der Bioökonomie angesiedelt sind. Als innovativer Transformator wurde die Modellfabrik Papier von der nordrhein-westfälischen Landesregierung und der Region zu einem der 19 Ankerprojekte für den Wandel des Rheinische Reviers ernannt.
Im neuen Innovationsquartier Düren erhält die Modellfabrik als physisches Reallabor nun ein eigenes Forschungsgebäude. Bis der Bau fertiggestellt ist, arbeitet die Modellfabrik Papier an ihrem Interimsstandort im Forschungszentrum Jülich. Das Neubauprojekt wird von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft WIN.DN zusammen mit der Stadt Düren entwickelt und realisiert. Der DGNB-Platin-zertifizierte Holz-Hybrid-Neubau, der Technikum, Labore und Büroräume beherbergen wird, ist in seiner Bau- und Betriebsweise auf Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Klimaschutz in der Stadtentwicklung ausgerichtet. Mit den Spatenstichen für die Hoch- und Tiefbauten ist noch in diesem Jahr zu rechnen.
„Die für uns als Gesellschaft so notwendige Transformation kann die Industrie nicht allein stemmen. Um tiefgreifende Veränderungen zu erreichen, braucht es einen langfristigen Ansatz und Ressourcen, die ein Out-of-the-box-Denken ermöglichen“, unterstreicht Bastian die Relevanz der Industrieforschung für den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Deutschland. „Innovationen sind wichtige Stützen des Wirtschaftswachstums in unserem Land. Die Kreativität der Industrieforschung und damit Innovationen und Transfer aus der Wissenschaft in die Wirtschaft sind heute wichtiger denn je.“ Bekaert ergänzt: „Mit der Modellfabrik Papier verlassen wir die ausgetretenen Pfade der kleinschrittigen, oft auch langwierigen Effizienzsteigerungen und ermöglichen agiles, kollaboratives Arbeiten zwischen Wissenschaft und Forschung- und Entwicklungsabteilungen der Industrie.“
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