Der Feldbrand in der Nähe der beeindruckenden Göltzschtalbrücke ist der vorläufige Höhepunkt des Vogtlandpioniere-Projektes V:Act. Das Forschungsteam der Bauhaus-Universität Weimar verbindet Tradition mit Gemeinschaft und lässt ein inzwischen seltenes Handwerk in der Industriekultur-Landschaft Vogtland wieder aufleben. Die Vogtlandpioniere beschäftigen sich mit der Erhaltung und Wiederbelebung von schützenswerter Bausubstanz durch innovative Technologien und Verfahren.
Foto Göltzschtalbrücke
Ein Feldbrand in der Nähe der mit 26 Millionen Ziegeln, größten Ziegelsteinbrücke der Welt?! Vielleicht stutzen Sie jetzt. Es brennt keine landwirtschaftliche Fläche, sondern 500 Ziegelrohlinge in einem extra dafür aufgebauten Ofen. Die Ziegel sind im Juli von Kindern, Studierenden und Mitarbeiter*innen der Bauhaus-Universität in einer Sommerbauhütte entstanden. Die lange Ziegelbau-Tradition des Vogtlands wurde durch Nutzung eines historischen Verfahrens fortgeführt. Die Kids haben nicht nur das Handwerk erlernt, sondern hatten auch viel Spaß beim Werkeln mit Sand und Lehm. Für viele war es ein Highlight, sich geschützt durch eine Schürze ohne Scheu die Hände schmutzig machen zu dürfen und dabei etwas von bleibendem Wert zu schaffen. Nun war Geduld gefragt. Die geformten Ziegel mussten im Anschluss 6 Wochen trocknen, bevor Sie gebrannt werden durften.
Foto: 2 Jungen der Kita Gänseblümchen tragen stolz ihren Ziegelrohling
Foto: Ziegelrohlinge
Für dieses inzwischen seltene Handwerk brauchte es einen erfahrenen Ziegelbrennmeister, den die Partner in Christian Stiesch aus Lippe gefunden haben. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war der Feldbrand ein weit verbreitetes Verfahren, aus Lehmrohlingen Ziegel zu brennen. Noch heute werden auf diese Weise in Afrika und Indien Ziegel hergestellt. Die Rohlinge werden in einem Meiler so übereinander geschichtet, dass Kanäle freibleiben, die mit Holz, Torf oder Kohlen als Brennmaterial gefüllt werden. Der ganze Ofen wird dann von außen mit Lehm beschmiert und abgedichtet. Das Brennholz wird über mehrere Stunden von außen nachgeschoben. Eine schweißtreibende Aufgabe, bei der Herr Stiesch u.a. vom Finn Waurich von der BUW unterstützt wurde. Das Brennfest war mit mehr als 250 Besuchern ein voller Erfolg. Ende September wird der Ofen abgebaut und das Ergebnis sichtbar: wir laden Sie herzlich ein, die fertigen roten Ziegel der auf der Messe Denkmal – der Leitmesse für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung in Leipzig vom 7.-9. November am Stand der Vogtlandpioniere/Innovent in Augenschein zu nehmen.
Foto: Feldbrandofen mit Christian Stiesch und Finn Waurich
Innovent widmet sich seit reichlich 10 Jahren erfolgreich dem Kulturgutschutz. Ausgangspunkt war ein Innovationsforum der BMBF-Programmfamilie „Unternehmen Region“. Daraus entstanden ist die Marke Innokultur, ein Format welches seit 10 Jahren erfolgreich Kulturgutschützer und Wissenschaftler in einen Dialog bringt. Seit 2019 koordiniert ein Team aus 3 Mitarbeiter*innen das „WIR!“ - Vorhaben Vogtlandpioniere. Wandel durch Innovation in der Region ist ein Förderprogramm im Rahmen des Konzeptes „Innovation und Strukturwandel“. In mehr als 30 Projekten sind Forscher mit Klein- und mittelständischen Unternehmen, Vereinen, Stiftungen und Freiberuflern verbunden, um schützenswerte Bausubstanz wiederzubeleben und zu erhalten.
Bildquelle: Vogtlandpioniere
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