Holz als Baustoff kann in Sachen Nachhaltigkeit natürliche Pluspunkte beanspruchen. Solange das Holz als Baustoff im Gebäude quasi lagert, bindet es den während des Wachstums gebundenen Kohlenstoff. Wird es aus nachhaltiger Bewirtschaftung gewonnen, schont Holz als Baustoff den Ressourcenverbrauch.
Trotz dieser Vorteile haben Holzbauten ihren Marktanteil bei neuen Wohnbauten in Deutschland in den vergangenen Jahren nur leicht erhöhen können. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Jahr 2018 fast 19.000 neue Wohngebäude in Deutschland überwiegend mit Holz errichtet, das entsprach einem Anteil von knapp 18 Prozent.
Bundesweit liegt der Fokus im Holzbau nach wie vor auf dem Einfamilienhaus. Immerhin: 2019 wurde in Heilbronn ein zehnstöckiges und 34 m hohes Hochhaus in Holzbauweise eingeweiht. Es überragt den bisherigen Hochhaus-Spitzenreiter in Bad Aibling um gut 5 m.
Ein Wachstumshemmnis für den Holzbau bilden u.a. restriktive Regularien in den Bundesländern, die für die Bauordnungen zuständig sind. Beispielsweise sind in Sachsen in der Regel nur 2,5 Geschosse im Holzbau erlaubt, wie Prof. Steffen Tobisch erläutert. Er ist Leiter des Instituts für Holztechnologie in Dresden (IHD). „Rigide Vorgaben zum Holzbau in Landesbauordnungen wurzeln u.a. in Befürchtun-gen rund um den Brandschutz. Dabei ist das Brandverhalten von Holz viel besser erforscht als das anderer Baustoffe“, hebt Tobisch hervor. Denn: „Anders als bei Stein- oder Betonbauten lassen sich die Menge an Material, die im Brandfall verlorengeht und die resultierende Veränderung der Tragfähigkeit anhand der sogenannten Abbrandrate genau berechnen“, so Tobisch. Die Balken würden im Sinne des Brandschutzes entsprechend überdimensioniert. Diese Berechnungen seien temperaturunabhängig gültig.
„Beim Stahl ist die Tragfähigkeit dagegen von der Temperatur abhängig und im Brandfall entsprechend schlecht zu prognostizieren“, sagt Tobisch in einem Beitrag von Alexander Knebel, Zuse-Gemeinschaft, zum Nachhaltigen Bauen im Jahrbuch Nachhaltigkeit 2020, das im März herauskommt. Das Jahrbuch Nachhaltigkeit erscheint seit 2018.
Ein Umdenken hat eingesetzt. Um das Bauen mit Holz anzukurbeln, haben einzelne Länder wie Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg ihre Bauordnungen geändert, der Thüringer Minister Benjamin-Immanuel Hoff hat eine solche Änderung im Dezember 2019 angekündigt.