Rund 18.000 Anbieter von Weiterbildung gibt es in Deutschland schätzungsweise. Das konstatiert die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in dem Ende April erschienenen Deutschland-Bericht „Continuing Education and Training“. In Kurzform heißt dieser Begriff CET und steht für das, was hierzulande unter Fort- und Weiterbildung rangiert.

Die OECD konstatiert für Deutschland eine große föderale Vielfalt an Weiterbildungsangeboten in den Regionen, die Stärke und Schwäche zugleich sei.

Das ist höflich ausgedrückt, denn die Pariser Wirtschaftsweisen richten deutliche Aufforderungen an die deutsche Politik. „Die Bundesrepublik sollte ein Weiterbildungsgesetz erwägen für einen einheitlichen Rahmen und CET-Mindeststandards im ganzen Land“, heißt es. Das Gesetz sollte nach Auffassung der OECD

  • die Verantwortlichkeiten der Akteure im Weiterbildungssektor klar definieren,
  • den Anspruch auf Bildungsurlaub einheitlich regeln,
  • Mindeststandards an die Qualität der Anbieter und deren Leistungen setzen sowie
  • einen Rahmen für die Bewertung und Anerkennung von Bildungsabschlüssen festlegen.

Durch solch ein Gesetz würden bestehende gesetzliche Lücken geschlossen, argumentiert die OECD. CET würde als eigene Säule innerhalb des deutschen Bildungssystems etabliert. Im Vergleich ihrer Mitgliedstaaten habe Deutschland eine der komplexesten CET-Strukturen überhaupt, so der Bericht. „Dezentralisierung, Wettbewerb und der Föderalismus bilden große Herausforderungen für Zusammenarbeit und Kohärenz“, stellt die OECD fest und spricht von einem fragmentierten regulatorischen Umfeld in Deutschland.

Mit der Corona-Krise, die strukturelle Mängel in Sachen Digitalisierung stark zu Tage treten ließ, gewinnen die Ratschläge an Dringlichkeit. In den nächsten 15 Jahren sind laut OECD im Zuge der Automatisierung bundesweit rund 18 Prozent der Arbeitsplätze stark gefährdet, weitere 36 Prozent der Stellen dürften sehr hohem Wandel unterliegen. Das sei im Vergleich der OECD-Staaten eine der höchsten Quoten, heißt es in dem Papier.

Die Bundesregierung nahm den OECD-Bericht indes gelassen auf. Sowohl das Bundesarbeits- wie auch das Bundesbildungsministerium sahen sich in ihrer Politik bestätigt. Das Ressort von Hubertus Heil erklärte immerhin, man wolle noch besser werden.

Dieser Artikel erschien in den ZUSE TRANSFERNEWS 03/2021.