Prof. Dr. Martin Bastian, Präsident der Zuse-Gemeinschaft. Bildquelle: SKZ

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

mehr als die Hälfte der Forschungsförderung für die industrieorientierte, auf Innovationen gerichtete Forschung. Darüber herrscht zwischen EU-Kommission, Europaparlament und EU-Mitgliedstaaten im Ringen um Horizon Europe Einigkeit – bei allem Dissens über die Höhe des Haushalts. Von diesem Stellenwert für die industrienahe Forschung ist man in Deutschland auf nationaler Ebene leider meilenweit entfernt.

Gleichzeitig gilt: Bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung insgesamt nimmt die Bundesrepublik im Vergleich der EU-Mitgliedstaaten einen Spitzenplatz ein – aufgrund es Engagements von Staat und Wirtschaft. Beides stellen wir in unserer neuen Infografik und im Update Forschungspolitik für Sie dar.

Dass industrienaher Wissenschaft in der EU-Forschungsförderung - aber leider nicht im Gesamthaushalt der EU - ein so hoher Stellenwert zukommt, zeigt die klare Wirtschaftsorientierung der EU. Der Fokus auf das Thema Wettbewerbsfähigkeit wird Europa in politischen Diskussionen zuweilen vorgehalten, Grundlagen- und angewandte Forschung als angebliches Gegensatzpaar dargestellt. Tatsächlich jedoch sind die Übergänge in der Praxis fließend, wie auch Projekte von Instituten der Zuse-Gemeinschaft mit Partnern aus Europa zeigen.

Der Erfolg der Forschungsförderung der Europäischen Union gibt dem klaren Fokus auf Innovationen recht. Gegenwärtig ist ein Run auf EU-Fördergelder gerade aus südlichen Mitgliedstaaten zu verspüren - auch weil nationale Programme dort vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Probleme im Zuge der Pandemie zurückgefahren wurden, wie aus Brüssel zu hören ist. EU- und nationale Programme sollten sich jedoch ergänzen.

Die starke Nachfrage nach staatlich unterstützten FuE-Programmen zeigt: Forschungsförderung, sei es auf europäischer oder nationaler Ebene hilft der Wirtschaft, antizyklisch auf Krisen zu reagieren und in Zeiten wirtschaftlicher Abschwünge in die Innovationen von morgen zu investieren.Auch in Deutschland ist das nötig. Die Aufstockung von Programmen wie IGF und INNO-KOM wie im Nachtragshaushalt des Bundes 2020 erfolgt, ist daher weiterhin geboten.

Wenn es um zusätzliche Unterstützung für im Zuge der Pandemie erlittene Einbußen geht, ist im Übrigen unbürokratische, praxisnahe Hilfe notwendig. Damit die Unterstützung des Parlaments auch am Boden bei den Forschenden und Unternehmen ankommt. Hier werden wir nicht nachlassen, für Nachbesserungen zu werben. Im Interesse von Innovationen für Deutschland.

Ihr

Martin Bastian
Präsident der Zuse-Gemeinschaft

Dieser Beitrag erschien in den ZUSE-TRANSFERNEWS 07/2020.