„Forschen für den Fortschritt. Mehrwert für die Menschen.“ Unter diesem Leitmotiv steht das jüngst beschlossene Positionspapier der Deutschen Industrieforschungsgemeinschaft Konrad Zuse e.V. (Zuse-Gemeinschaft). Darin fordert die Interessenvertretung der gemeinnützigen, privatwirtschaftlich organisierten Forschungseinrichtungen eine dauerhafte, verlässliche und bundesweite Förderung.
Das Positionspapier steht hier zum Download bereit.
Executive Summary
Die gemeinnützigen Institute der Zuse-Gemeinschaft sind praxisnahe Forschungspartner des deutschen Mittelstands. Sie transferieren die Erkenntnisse aus der Wissenschaft in anwendbare Technologien und bereiten so den Boden für die Innovationen, die den deutschen Mittelstand weltweit erfolgreich machen. Im Gegensatz zu den Hochschulen und den vom Bund und den Bundesländern gemeinsam geförderten Forschungseinrichtungen fehlt den seitens des Bundes nicht grundfinanzierten Instituten der Zuse-Gemeinschaft bislang allerdings die finanzielle Unterstützung des Bundes – gerade in Zeiten, in denen der deutsche Mittelstand zunehmend an Innovationskraft verliert.
Die Institute der Zuse-Gemeinschaft brauchen eine dauerhafte, verlässliche und bundesweite Förderung. Diese soll umfassen:
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- Programmmittel für durch die Einrichtungen zu beantragende Projekte der marktvorbereitenden Forschung und des Technologietransfers,
- Finanzierungsmöglichkeiten für die Erschließung zukunftsträchtiger, industrienaher Technologiefelder sowie
- Mittel für Investitionen.
Diese Mittel müssen entsprechend dem Pakt für Forschung und Innovation dynamisiert werden, inkl. jährlicher Zuwächse zum Ausgleich der Inflation. Außerdem fordert die Zuse-Gemeinschaft einen gleichberechtigten und diskriminierungsfreien Zugang aller steuerlich anerkannten gemeinnützigen Einrichtungen zu den Förderprogrammen des Bundes. Dies bedeutet eine Anpassung der Förderquoten der Institute der Zuse-Gemeinschaft.
Die mittelständische Wirtschaft braucht die aktive Unterstützung der Zuse-Gemeinschaft. Dafür müssen die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen stimmen. Nur so können die Hidden Champions des deutschen Mittelstands auch Champions bleiben und zum Erhalt und Ausbau des Wirtschaftsstandortes beitragen.
Kein „Big Business“ ohne „German Mittelstand“
Die Vielzahl und Vielfalt kleiner und mittlerer Unternehmen ist zugleich Markenzeichen und Fundament der deutschen Wirtschaft. Mehr als 99 Prozent der Unternehmen in Deutschland gehören der mittelständischen Wirtschaft an. Über die Hälfte, nämlich etwa 55 Prozent der gesamten Nettowertschöpfung aller deutschen Unternehmen wird durch den Mittelstand erwirtschaftet. Rund 60 Prozent aller Erwerbstätigen arbeiten in mittelständischen Betrieben, darunter mehr als 80 Prozent aller Auszubildenden.
Nirgendwo sonst gibt es so viele „Hidden Champions“ – meist inhabergeführte mittelständische Unternehmen, die sich auf den Weltmärkten behaupten, ohne viel Aufhebens darum zu machen. Der deutsche Mittelstand ist Weltspitze. Dafür gibt es Gründe: Wer sich im globalen Wettbewerb durchsetzen will, muss der Konkurrenz einen Schritt voraus sein. Und nur wer innovativ ist, kann die Konkurrenz hinter sich lassen – das gilt nicht nur, aber vor allem für mittelständische Unternehmen. Innovation und Qualität sind die Zwillinge, die sie stark machen. Und dazu braucht es Forschung und Entwicklung, die in der Wirtschaft ankommt.
Genau hier gibt es einen alarmierenden Trend: Die Zahl innovativer mittelständischer Unternehmen in Deutschland ist in den vergangenen Jahren erneut gesunken. Für den Betrachtungszeitraum von 2019-2021 beläuft sich der Anteil der innovativen Unternehmen im deutschen Mittelstand laut KfW Research aktuell auf 40 Prozent (2018 - 2020 waren es noch 42 Prozent). Das ist zu wenig, um im internationalen Vergleich weiter zu bestehen. Während die Innovationsausgaben in 2021 stabil gegenüber dem Vorjahr waren, brach die Innovatorenquote besonders stark bei kleinen Unternehmen ein – die Investitionen in Forschung und Entwicklung konzentrieren sich also auf immer weniger zunehmend große Unternehmen. Die Gründe: Zu groß sind die Risiken, zu gering die erforderlichen fachlichen Ressourcen und die finanziellen Mittel. Die wenigsten Mittelständler haben eigene Forschungskapazitäten: 90 Prozent von ihnen führen keine eigene Forschung und Entwicklung durch. Sie sind angewiesen auf praxisnahe, unkomplizierte und effiziente Forschungspartner von außen, die Erkenntnisse aus der Wissenschaft in anwendbare Technologie transferieren.
Diese Unterstützung leisten maßgeblich die Institute der mittelständisch geprägten Forschung, organisiert in der Deutschen Industrieforschungsgemeinschaft Konrad Zuse (Zuse-Gemeinschaft). Ohne die Transferleistungen dieser Industrieforschungseinrichtungen können die Potenziale des Mittelstandes nicht in dem Maße ausgeschöpft werden, wie es für den Wirtschaftsstandort Deutschland erforderlich wäre – sie sorgen dafür, dass aus Erkenntnissen der Wissenschaft vermarktbare Innovationen entstehen. Die Institute haben sich so als zentrale Forschungspartner des deutschen Mittelstands etabliert und bilden die dritte, tragende Säule der deutschen Forschungslandschaft neben den Universitäten und den großen deutschen Wissenschaftsorganisationen, wie der Fraunhofer-Gesellschaft.
Unzureichende Unterstützung der mittelständisch geprägten Forschung
Im Vergleich zu den Hochschulen und den vom Bund und den Bundesländern gemeinsam geförderten Forschungseinrichtungen werden die Institute der Zuse-Gemeinschaft – und weitere in ihrer Struktur vergleichbare Forschungseinrichtungen – nicht ausreichend gefördert. Es fehlt ihnen vor allem ein auskömmlicher und verlässlicher finanzieller Rahmen für ihre Transferarbeit. Bislang erhalten die Institute der mittelständisch geprägten Forschung vom Bund über dessen Förderprogramme weder planbare Mittel für Investitionen in Ausstattung und Infrastruktur noch Gelder für die Vorlaufforschung zur Erschließung neuer Kompetenzfelder oder für die marktvorbereitende Forschung.
Lediglich in strukturschwachen Regionen Deutschlands können sie entsprechende Mittel aus dem Förderprogramm Innovationskompetenz (INNO-KOM) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) beantragen. Auch bezüglich der Förderquoten werden die Institute im Wettbewerb mit den Einrichtungen der großen Wissenschaftsorganisationen erheblich benachteiligt. Die Folge: Die mittelständisch geprägten Institute verfügen nicht über die Ressourcen, um den deutschen Mittelstand so zu unterstützen, wie es möglich wäre und zum Erhalt des Wirtschaftsstandorts Deutschland zwingend erforderlich ist. Dabei können sie mit ihren hervorragenden wissenschaftlichen Fähigkeiten, schlanken Strukturen und präziser Marktorientierung dem beschriebenen Trend der sinkenden Innovationskraft des Mittelstandes deutlich entgegenwirken. Ihre praxisnahe Forschung und effizient umsetzbaren Ergebnisse verhelfen den mittelständischen Unternehmen zu mehr Innovation. Dafür brauchen sie aber bessere Förderbedingungen und Planungssicherheit.
Die Institute müssen in die Lage versetzt werden, hochqualifiziertes Personal auch in der Zukunft gewinnen und marktgerecht bezahlen zu können. Zudem muss die bauliche und technische Infrastruktur erhalten und erweitert werden. Wissenschaft und Technik müssen international wettbewerbsfähig sein, um den Mittelstand mit zukunftsträchtigen Lösungen auszustatten. Nur so ist die Abnahme der innovativen mittelständischen Unternehmen der letzten 20 Jahre aufzuhalten und umzukehren.
Politischer Handlungsbedarf
Die Institute der Zuse-Gemeinschaft unterstützen ihre mittelständischen Partner nachhaltig, stetig und verlässlich. Deshalb müssen auch deren Rahmenbedingungen stetig und verlässlich gewährleistet sein – technologie- und branchenoffen!
Es ist zwingend erforderlich, die unabhängigen Forschungseinrichtungen und damit die Unternehmen des Mittelstands stärker als bisher zu unterstützen. Die Institute der Zuse-Gemeinschaft brauchen eine dauerhafte, verlässliche und bundesweite Förderung. Diese soll umfassen:
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- Programmmittel für durch die Einrichtungen zu beantragende Projekte der marktvorbereitenden Forschung und des Technologietransfers,
- Finanzierungsmöglichkeiten für die Erschließung zukunftsträchtiger, industrienaher Technologiefelder sowie
- Mittel für Investitionen.
Diese Mittel müssen entsprechend dem Pakt für Forschung und Innovation dynamisiert werden, inkl. jährlicher Zuwächse zum Ausgleich der Inflation. Außerdem fordert die Zuse-Gemeinschaft einen gleichberechtigten und diskriminierungsfreien Zugang aller steuerlich anerkannten gemeinnützigen Einrichtungen zu den Förderprogrammen des Bundes. Dies bedeutet eine Anpassung der Förderquoten der Institute der Zuse-Gemeinschaft.
Über die Zuse-Gemeinschaft: Die Deutsche Industrieforschungsgemeinschaft Konrad Zuse (Zuse-Gemeinschaft) ist die bundesweite Interessenvertretung unabhängiger privatwirtschaftlich organisierter Industrieforschungs-einrichtungen. 2015 gegründet, haben sich mittlerweile 80 unabhängige und industrienah forschende Einrichtungen aus 13 Bundesländern in der Zuse-Gemeinschaft zusammengeschlossen. Sie repräsentiert damit mehr als die Hälfte der Institute der mittelständisch geprägten Forschung in Deutschland mit einem Potenzial von fast 10.000 Beschäftigten und einem jährlichen Umsatz von mehr als 750 Millionen Euro – etwa ein Drittel davon aus der Wirtschaft.
Die Institute schlagen mit ihrer marktorientierten Forschung eine Brücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und ermöglichen damit den Technologietransfer in nahezu alle Branchen. Dieses Transfer-Segment in der Forschungs-landschaft stellt ein weltweit einmaliges Potenzial dar. Durch ihre exzellente Vernetzung können die Institute ihren Unternehmenspartnern zudem ein branchenübergreifendes und interdisziplinäres Forschungspotenzial zur Verfügung stellen.
Aufgrund der mittelständischen Prägung der Institute sprechen sie die Sprache des Mittelstandes und verstehen die Anliegen ihrer Kunden besonders gut. Flexibilität und kurze Entscheidungswege gestalten die Zusammenarbeit dabei bedarfsgerecht und effektiv. Ebenso wie der deutsche Mittelstand sind die Mitgliedsinstitute rechtlich und wirtschaftlich selbstständig. Sie sind in ihren Branchen fest verwurzelt und können die Unternehmen so optimal und transferorientiert unterstützen – von der Vorlaufforschung über die Forschung bis zur Markteinführung, einschließlich Akkreditierung und Zertifizierung. Dabei stehen Fairness und langfristiges Vertrauen im Mittelpunkt. Denn Neuland lässt sich am besten gemeinsam erkunden.