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Ikonentafel "Abendmahl", Russisch-Orthodoxe Gedächtniskirche des Hl. Alexej in Leipzig. Foto: O. Tietze, Kunstretter e.V. Leipzig

In den letzten Jahrzehnten sind an bemalten (gefassten) Kunstgegenständen oder Tafelbildern aus Holz vermehrt klimabedingte Veränderungen bis hin zu irreversiblen Schädigungen zu beobachten. Diese klimabedingten Schäden sind mit konventionellen, empirischen Methoden bisher jedoch kaum vorherzusagen, sind jedoch für die präventive Schadensvermeidung durch den Fachmann unabdingbar.

Ziel des Projektes ist es daher, Daten realer Kunstobjekte aus Holz zu erfassen und auf dieser Basis ein spezielles numerisches Simulationsmodell mit der Finite-Elemente-Methode (FEM) zu entwickeln. Dieses Modell soll es ermöglichen, Vorhersagen zum wahrscheinlichen Schadverlauf an Kunstgut aus Holz in natürlicher Umgebung zu treffen und vorbeugende Maßnahmen einzuleiten.

Projektpartner sind das Institut für Statik und Dynamik der Tragwerke (ISD) der TU Dresden, das auch das Projekt koordiniert, die Hochschule für Bildende Künste Dresden (HfBK) und das IHD; weiterhin das Institut für Diagnostik und Konservierung an Denkmalen in Sachsen und Sachsen-Anhalt e.V. (IDK), das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen (LfDS) sowie der Kunstretter e.V. Leipzig.

Als geeignetes Objekt wurde die 18 m hohe Ikonenwand (Ikonostase) der Russisch-Orthodoxen Gedächtniskirche des Hl. Alexej in Leipzig ausgewählt. Diese Kirche wurde 1913 aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums der Völkerschlacht bei Leipzig errichtet und erinnert an 127.000 russische Soldaten, die an der Seite der Deutschen standen, sowie an mehr als 22.000 gefallene Russen. Die Kirche ist ein einzigartiges Denkmal von besonderer Strahlkraft für die gemeinsame russische und deutsche Geschichte.

Spezielle holzkundliche, physikalische sowie maltechnische Untersuchungen werden an der Ikonen-Maltafel "Abendmahl" (Foto) durchgeführt, die den Experten vorübergehend durch die Russisch-Orthodoxe Kirche Leipzig zur Verfügung gestellt wird. Parallel werden durch das ANDREJ-RUBLJOV-Museum und das SURIKOV-Institut der Moskauer Hochschule für Malerei, Bildhauerei und Architektur identische Kopien erstellt. An diesen werden experimentelle Untersuchungen vorgenommen, die an der Original-Ikone nicht möglich sind.

Die Zusammenarbeit mit russischen Fachkollegen hat – auch jenseits technischer Fragestellungen –gerade in politisch eher schwierigen Zeiten besonderen Symbolcharakter. Das Projekt und die Bündelung sächsischer Fachkompetenzen wird nicht nur für die zahlreichen sächsischen Kunstwerke richtungsweisend sein, sondern den Forschungsstandort Sachsen national und international stärken und ihm Sichtbarkeit verleihen.
In einem offiziellen Akt am 19. Juni 2019 wird die Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Frau Dr. Eva-Maria Stange, den Bewilligungsbescheid an die Projektpartner übergeben und dem Projekt damit eine besondere Wertschätzung erweisen.

Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtages beschlossenen Haushaltes.

Pressemitteilung des IHD vom 13. Juni 2019