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Hanfzellstoff und Spulen mit Hanffasern aus dem HighPerCell-Verfahren Bildquelle: DITF

An den DITF Denkendorf werden Cellulosefilamente aus Hanfzellstoff mit hervorragendem Eigenschaftsprofil hergestellt. Der Zellstoff stammt aus nachhaltiger und umweltverträglicher Bewirtschaftung. Die Arbeiten werden im Rahmen des europäischen ELIIT-Projektes zur Förderung der Wettbewerbsfähigkeit klein- und mittelständischer Unternehmen der Textilwirtschaft ausgeführt.

Das unter dem Namen HighPerCell® an den DITF entwickelte Spinnverfahren dient als technische Grundlage, um neuartige hanfbasierte Cellulosefasern zu produzieren. In dem Verfahren wird das Ausgangsmaterial in ionischen Flüssigkeiten gelöst und anschließend in einem speziellen Nassspinnverfahren zu Fasern ausgesponnen. Das Lösungsmittel ist ungiftig und umweltverträglich. Es kann nahezu vollständig zurückgewonnen werden. Somit werden keine umwelt- oder gesundheitsschädlichen Chemikalien durch den Prozess freigesetzt.

Das Hanfmaterial wird in Kooperation mit der französischen Firma RBX Créations aus Neuillac aus der ökologischen und nachhaltigen Bewirtschaftung französischer Agrarflächen gewonnen. RBX Créations arbeitet mit Produzenten zusammen, die sich umweltfreundlichen und bodenschonenden Anbauverfahren verschrieben haben und auf künstliche Bewässerung und Pflanzenschutzmittel verzichten. Diese Art der Zusammenarbeit schafft neue Synergien, denn das Ziel ist, die Hanfpflanze möglichst vollständig zu verwerten. Neben den bekannten Verwendungsmöglichkeiten als Lebensmittel oder zur Erzeugung pharmazeutischer und kosmetischer Produkte sollen die überschüssigen Pflanzenteile nun auch zu neuen, hochwertigen textilen und technischen Produkten weiterverarbeitet werden.

Für die DITF stellt die Partnerschaft mit RBX Créations eine Win-Win-Situation dar: Die DITF besitzen langjährige Fachkenntnisse bei der Verarbeitung cellulosischer Materialien zu hochwertigen Fasern und textilen Werkstoffen. RBX Créations hingegen stellt durch seine gute Vernetzung mit den Produzenten und durch das eigens entwickelte

Aufschlussverfahren von Hanf den geeigneten Partner für die Zulieferung hochwertigen Ausgangsmaterials dar, das unter ökologischen Aspekten produziert wird. Die auf dieser Basis entwickelten Fasern werden unter der Marke ‚Iroony®‘ direkt zum fertigen Textil verwebt oder gestrickt. Sie können ebenso zu Stapelfasern und Garnen verarbeitet werden. Mögliche Anwendungen neben hochqualitativen Bekleidungstextilien sind zudem ‚Casual-‘ und ‚Sportswear‘. Sie begegnen der wachsenden Nachfrage etablierten Marken und der Verbraucher nach umweltverträglich hergestellten Materialien. Die hervorragenden technischen Eigenschaften der mittels des HighPerCell-Verfahrens erzeugten hanfbasierten Cellulosefasern, die insbesondere mir ihrer Zugfestigkeit und ihren Elastizitäts- und Dehnungs-Charakteristika punkten, machen sie auch für technische Einsatzmöglichkeiten interessant. Diese Möglichkeiten steigern die Wertschöpfung für den Hanfanbau enorm.

Dr. Antje Ota (DITF Denkendorf) und Anne Reboux (RBX Créations) stellten auf einem Vortrag der ICNF 2021 die Ergebnisse ihrer Kooperation öffentlich vor. Das ökologische Konzept, die Projektkoordination vom Anbau des Hanfes bis zur Herstellung textiler Produkte und die Fachkompetenz, die für das Verspinnen der Fasern notwendig ist, überzeugten in ihrer Gesamtheit als umfassendes Konzept für die nachhaltige Verwertung von Naturprodukten. Die richtungsweisenden Inhalte der Projektvorstellung wurden im ‚Natural Fibrenamics Award 2021‘ ausgezeichnet.

Die Forschungsarbeit wurde unterstützt vom ELIIT Partnership Project und wird finanziert durch das COSME Programm der Europäischen Union für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und klein- und mittelständischen Betrieben.

Pressemitteilung des DITF vom 22.06.2021.