Virtuelle 3D-Körpermodelle in den Größen 62, 66 und 70 sind die Grundlage zur 3D-basierten Entwicklung körperkonformer Schnitte. Bildquelle: © Hohenstein

Sei es Boutique, Outdoor-Shop oder Warenhaus: Für Männer mit großen Größen ist das Angebot an passen-den Kleidungsstücken oft begrenzt. Das liegt daran, dass Bekleidungshersteller bislang nicht auf Größentabellen zurückgreifen konnten. Dank den Ergebnissen eines Forschungsprojekts aus Hohenstein lässt sich das jetzt ändern.

Im Forschungsprojekt „Große Größen Männer“ analysierte Hohenstein sowohl die Körpermaße wie auch die Anforderungen an den Wärmehaushalt korpulenter Männer und ihrer Kleidung oberhalb gängiger Konfektionsgrößen.

Die Wissenschaftler entwickelten neue Größentabellen für große Größen, für definierte Körpertypen und für optimierte Grundschnitte sowie bekleidungsphysiologische Erkenntnisse. Diese unterstützen die Bekleidungsindustrie künftig bei der zielgruppengerechten Produktentwicklung.

Größentabelle für die Größen 60 bis 78
Im Forschungsprojekt (IGF-Nr. 17460 N) führten die Hohenstein Experten eine Reihenmessung mit moderner 3D-Scannertechnologie durch. Auf dieser Grundlage entwickelten die Wissenschaftler eine Größentabelle für fünf Größenreihen und Figurtypen der Größen 60 bis 78. Diese basiert auf der Größensystematik von SizeGERMANY, einer vor rund zehn Jahren durchgeführten Reihenmessung. Durch Anlehnung an diesen Standard verspricht sich Hohenstein eine breite Akzeptanz der neuen Ergebnisse im Markt. Neu flossen in die Untersuchungen zielgruppenspezifischen Körpermaße ein wie z. B. der Bundumfang.

Optimierte Grundschnitte für Hosen und Jacken
Mit den neuen Körperdaten entwickelten die Forscher virtuelle 3D-Körpermodelle. Diese verdeutlichen die durchschnittlichen Körperformausprägungen, insbesondere die Bauchform, für die einzelnen Größen. Das Abbilden und die Umsetzung von 3D-Körperoberflächen in die 2D-Ebene ermöglichte es, körperkonforme passformsichere Grundschnitte zu entwickeln.

Danach erstellten die Bekleidungsex-perten optimierte Grundschnitte für Hosen und Jacken. Die Bekleidungsindustrie kann die Ergebnisse bei der Entwicklung von Büsten, 3D-Konstruktionen und Simulationen nutzen.

Der Bedarf ist im Markt jedenfalls vorhanden. Denn die Nachfrage nach Plus-Size-Mode im Handel steigt. Die Anteile großer Männerbekleidung im Markt haben langfristig deutlich zugenommen, wie ein Ergebnisvergleich einer Reihenmessung aus dem Jahr 1980 mit vergleichbaren Ergebnissen aus dem Jahr 2009 zeigt.

Laut Hohenstein hatte die Bekleidungsindustrie bei der Produktentwicklung wegen der fehlenden Größentabellen bisher zu kämpfen. Für mollige Frauen brachte hingegen bereits das Forschungsprojekt „Starke Figuren“ wichtige Ergebnisse hervor, das seitdem Daten für die Industrie liefert, um einheitliche Konfektionsgrößen zu erstellen. Die Männermode kann dem nun nacheifern.

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