Wenn Menschen über zu viel Lärm im Haus klagen, ist oft nicht nur der Nachbar, sondern auch das Gebäude schuld. Mehr Ruhe in solche Problemzonen in den eigenen vier Wänden und öffentlichen Gebäuden bringt ein vom Institut für Ziegelforschung (IZF) entwickelter Keramikziegel. Er nutzt die Luft, um den Schall zu schlucken.
Und das funktioniert so: Am Anfang steht ein offenporiger Schaumstoffschwamm aus Polyurethan. Dieser poröse Körper aus Kunststoff wird mit einer Tonschicht überzogen und dann bei rd. 1.000 Grad Celsius gebrannt. Der Kunststoff verbrennt, doch der entstehende Keramikziegel behält die luftdurchlässige Struktur des Kunststoffs, auf dem er entstanden ist. Der fertige Ziegel aus Keramik hat nur etwa ein Zehntel des Gewichts, den sein massives Pendant beanspruchen würde.
So schön leicht ist der Ziegel, weil er so luftig ist: Er besteht nur zu rund 20 Prozent aus Ton und zu 80 Prozent aus Luft. Gerade deshalb bewährt er sich als Ruhepol. Denn wie alle offenporigen, porösen, Materialien kann der luftige Tonziegel hervorragend den Schall aufnehmen. Die poröse Struktur des Ziegels erzeugt viel Reibung zwischen den Luftmolekülen, wodurch diese an Schallenergie verlieren.
Die Kunst der Ingenieure besteht in der Wahl des richtigen Mixes: Denn der Strömungswiderstand muss sich in einem ganz bestimmten Bereich bewegen, damit der Absorber optimal wirkt. Ist der Strömungswiderstand zu hoch, kann die Schallwelle nicht in den Absorber eindringen und wird an dessen Oberfläche wieder reflektiert.
Bei einem zu geringen Widerstand wandert die Schallwelle ungehindert durch den Absorber und wird an der dahinter liegenden Wand reflektiert, statt aufgenommen. Das IZF hat genau die richtige Struktur für den Ziegel gewählt. Die Forschenden griffen dabei auf ein schon bekanntes Verfahren zurück, denn keramische Filter für Metallschmelzen werden ähnlich hergestellt, man benutzt dafür allerdings andere Schaumstoffe mit größeren Poren. Genau zu achten gilt es auch auf die Qualität des Tons, denn dieser muss fein genug sein, um bei der Herstellung in die feinen Poren des Schaumstoffs eindringen zu können.
Der innovative Ziegel aus Essen eignet sich nicht nur zur Schalldämmung, sondern auch als schickes Inventar in Seminarräumen, Restaurants oder Klassenzimmern. Hinzu kommt: Im Unterschied zu Akustikschaumstoffen erreicht er die höchste Brandschutzklasse A1. Hingegen erreichen Akustikschaumstoffe maximal die Klasse B1, sind also schwer entflammbar. Der neue Lärmkiller ist außerdem wetter-, korrosions- und UV-beständig.