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TITK-Direktor Benjamin Redlingshöfer beim Rundgang mit dem Ostbeauftragten der Bundesregierung, Carsten Schneider, und dem Thüringer Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (v.l.n.r.). Bildquelle: TITK / Peggy Müller

Carsten Schneider, Staatsminister beim Bundeskanzler und Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland, war am Montag gemeinsam mit Thüringens Wirtschafts- und Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee zu Gast am Thüringischen Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung. Hauptthema des Gesprächs mit Institutsleiter Benjamin Redlingshöfer: Wenn der technologische Wandel gelingen soll, braucht es verlässliche Rahmenbedingungen vonseiten der Politik.

Bei aller Freude über den hochrangigen Besuch aus Berlin und Erfurt nutzte der TITK-Direktor die Gelegenheit auch für klare Worte in Richtung Bundesregierung. Denn in den letzten Wochen und Monaten gab es aus Berlin sehr unklare Signale zur Zukunft bewährter Förderinstrumente. Ein regelrechtes Auf und Ab konstatierte Redlingshöfer für das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM). Kleine und mittlere Unternehmen ohne eigene Kapazitäten für Forschung und Entwicklung können damit zum Beispiel eine Partnerschaft mit wirtschaftsnahen Forschungseinrichtungen oder Innovationsnetzwerken eingehen. „Erst wurde hier die Antragskapazität für Unternehmen eingeschränkt, dann wurde sie wieder erhöht, aber zugleich mit zusätzlichen Auflagen versehen, was den bürokratischen Aufwand wieder anwachsen lässt“, kritisierte Redlingshöfer. Und nun sollen die ZIM-Mittel für 2025 laut Haushaltsentwurf der Bundesregierung um fast ein Fünftel gekürzt werden. „Zudem gilt es einen reibungs- und nahtlosen Übergang zwischen der Ende des Jahres auslaufenden ZIM-Richtlinie und der neuen Richtlinie ab 2025 sicherzustellen“, so Redlingshöfer weiter.

Auch beim Technologietransfer-Programm Leichtbau, in dem sich das TITK besonders engagiert hat, gab es Ende 2023 die Hiobsbotschaft, dass das Programm eingestellt oder zumindest ausgesetzt wird. „Quasi über Nacht war keine Antragstellung mehr möglich“, so Redlingshöfer. Dieses Vorgehen verunsichere alle Beteiligten – sowohl die Unternehmen als auch die Forschungseinrichtungen. „Wir verstehen, dass die Haushaltsmittel begrenzt sind. Eine gute Kommunikation ist für die Akzeptanz solcher Maßnahmen aber wichtig, um nicht die Akteure in diesem wichtigen Technologiefeld vor den Kopf zu stoßen.“

Nicht zuletzt bleiben auch die Pläne für die neue Deutsche Agentur für Transfer und Innovation (DATI) in der Kritik. Die Expertise der anwendungsnahen Forschungsinstitute wird hier bislang kaum eingebunden. Die Industrieforschungsgemeinschaft Konrad Zuse sowie verschiedene Landesforschungsgemeinschaften fordern daher in einem Positionspapier mehr Transparenz in den Prozessen der DATI und eine größere Akteursoffenheit. Denn bei der Besetzung von Gremien werden aktuell die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften deutlich bevorzugt.

Benjamin Redlingshöfer dankte Carsten Schneider für seine Zusage, sich bei den Koalitionspartnern in Berlin für die angesprochenen Themen einzusetzen. Einen weiteren Dank richtete er an Wolfgang Tiefensee für dessen Unterstützung des neuen Innovationszentrums DICE, das jetzt mit Hilfe von GRW- und FTI-Fördermitteln am TITK auf den Weg gebracht wurde.

Zum Abschluss des Besuchs sahen die Gäste bei einem Rundgang durch Technika unter anderem eine neue Pilot-Anlage für thermoplastische unidirektional verstärkte Tapes. Sie komplettiert die gesamte Forschungswertschöpfungskette zum Thema Leichtbau, die das TITK und das Thüringer Innovationszentrum Mobilität (ThIMo) sowie das Fachgebiet Kunststofftechnik der TU Ilmenau (KTI) gemeinsam etabliert haben. Damit können Halbzeuge mit geringem Gewicht, aber hoher Stabilität erzeugt werden, die in anspruchsvollen Anwendungen im Automotive-Bereich, in der Luftfahrt oder der Schiff-Fahrt zum Einsatz kommen. Auch faserverstärkte Druckbehälter und Rohre für die Wasserstoffwirtschaft stehen im Fokus der Entwicklungen.

Pressemitteilung des TITK vom 27.08.2024.