Die antibakteriell und antiviral wirkende Cellulose-Faser „Cell Solution® BIOACTIVE“ und der vollständig biobasierte und bioabbaubare Schmelzklebstoff Caremelt® sind auf der Internationalen Erfindermesse iENA in Nürnberg mit einer Gold- und einer Silbermedaille ausgezeichnet worden. Die beiden besonders nachhaltigen Materialien waren zwei von vier Neuheiten, die das TITK – Thüringische Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung e.V. vom 27. bis 30. Oktober in der Franken-Metropole zeigte.
Der letzte Auftritt des TITK auf der iENA Nürnberg - Fachmesse „Ideen, Erfindungen, Neuheiten“ – liegt bereits sechs Jahre zurück. So konnte das wirtschaftsnahe Rudolstädter Forschungsinstitut 2015 und 2016 zuletzt mehrere Medaillen für eigene Entwicklungen aus dem Bereich Sensorik / Polymerelektronik erringen. 2022 vergab die internationale Jury nun Gold und Silber für zwei weitere zukunftsträchtige Innovationen, die der Abteilung Native Polymere und Chemische Forschung zu verdanken sind.
Die mit Gold ausgezeichnete natürliche Cellulosefaser „Cell Solution® BIOACTIVE“ überzeugte durch ihre antimikrobiellen Eigenschaften. So wehrt sie zuverlässig schädliche Bakterien und Keime ab. Und gefährliche Viren, wie z.B. Influenza oder Covid-19, sind bereits nach 30 Sekunden Kontakt abgetötet. Die patentierte Faser ist waschpermanent, so bleiben diese Eigenschaften über die gesamte Lebensdauer des Textilprodukts erhalten. Als positiver Nebeneffekt werden auch unangenehme Körpergerüche beseitigt.
Textilien mit Cell Solution® BIOACTIVE können vor allem in der Medizintechnik eingesetzt werden und sind eines der wirksamsten und natürlichsten Mittel in diesem Bereich. Wegen ihrer feuchtigkeits- und temperaturregulierenden Wirkung sind Cell Solution®-Fasern generell sanft zur Haut, was die Listung bei OekoTex® bestätigt. Durch die blockierende Wirkung auf das Bakterienwachstum beschleunigt die bioaktive Version der Faser auch den Heilungsprozess, insbesondere von offenen Wunden und Neurodermitis.
Mit einer Silber-Medaille würdigte die iENA-Jury dieses Jahr den vollständig biobasierten und bioabbaubaren Schmelzklebstoff Caremelt®. Er kommt als erster Schmelzklebstoff vollständig ohne fossile Ressourcen aus. Caremelt® bietet der Industrie damit die Möglichkeit, Produkte, die wegen ihren Klebeverbindungen bislang noch nicht komplett bioabbaubar waren, vollständig nachhaltig zu gestalten.
Nachwachsende Rohstoffe wie Pflanzenstärke vom Mais oder der Kartoffel, Baumharze und Pflanzenwachse bilden die Ausgangsmaterialien – hier in Form von kommerziell verfügbaren biobasierten Kunststoffen, wie zum Beispiel Polylactide (PLA) und weiteren Additiven, wie etwa biobasierte und unbedenkliche Zitronensäure. Die Herausforderung dabei war, hierfür die richtige Rezeptur zu entwickeln, damit Caremelt® das Niveau konventioneller Schmelzklebstoffe erreichen kann. Dies ist dem TITK durch die richtige Auswahl der Rohstoffe sowie durch eine zusätzliche Modifizierung der Biopolymere gelungen.
Die potenziellen Anwendungsgebiete von Caremelt® sind sehr vielfältig. Sie reichen von der Verpackungs- und Möbelbranche über die Textilindustrie bis hin zum Automobilsektor. Der Einsatz von Biopolymeren bietet einerseits den Vorteil der CO2-Neutralität und andererseits eine rückstandslose Bioabbaubarkeit des Schmelzklebstoffs. Gerade dort, wo ein Recycling weder technologisch möglich noch wirtschaftlich sinnvoll ist, wird diese Eigenschaft zum entscheidenden Faktor, um den Eintrag von Mikroplastik in die Umwelt zu reduzieren.
Der Schmelzklebstoff Caremelt® hatte im vorigen Jahr bereits den 2. Platz beim Thüringer Umweltpreis errungen und ist aktuell in der Kategorie „Industrie & Material“ für den Thüringer Innovationspreis 2022 nominiert.
TITK-Direktor Benjamin Redlingshöfer lässt sich die Freude über die beiden neuen iENA-Medaillen gern anmerken: „Hierfür gilt allen beteiligten Wissenschaftlern ein herzliches Dankeschön.“ Die Auszeichnungen würdigten ein weiteres Mal die erfolgreichen Transfer-Bemühungen des TITK, so Redlingshöfer. „Als wirtschaftsnahes Forschungsinstitut sind wir bestrebt, neue Materialien rasch für die Industrie verfügbar zu machen. Und auch diese beiden Produkte befinden sich bereits in der Markteinführung.“
Pressemitteilung des TITK vom 03.11.2022.