Im 3D-Druck gilt es, trotz seiner weiten Verbreitung noch viele Kinderkrankheiten der neuen Technik zu heilen. Dazu gehört die farbgetreue Darstellung.
So stellt die Aufnahme des Kleinteile- bzw. Figurendrucks im grafischen 3D-Druck in ihr Portfolio etablierte Mediendienstleister und Quereinsteiger noch vor große Schwierigkeiten. Eine wichtige Grundlage zur Überwindung dieser Schwierigkeiten hat das Fogra Forschungsinstitut für Medientechnologie e.V. geschaffen.
Als Ergebnis des erfolgreichen Forschungsprojektes "Prozessstandardisierung im grafischen 3D-Druck für 3DP- und FDM-Verfahre, IGF 18478 N" bietet Fogra einen 3D-Medienkeil an, der mit seinen quadratischen Farbfeldern hilft, 3D-Scanner farblich zu charakterisieren. Zum Medienkeil gehört auch ein Profilierungsservice, der erstmals eine Farbkommunikation im 3D-Scan ermöglicht. Die Gewinnung solcher farbechten Rohdaten war bislang schwierig. Das liegt auch an der großen Vielfalt von Datenspeichermodellen, welche die Datenkommunikation und -abstimmung erschweren.
Nun lassen sich mit Hilfe des Medienkeils und des Profilierungsservice farbechte Rohdaten erzeugen. Diese Profilierung ist aktuell als Dienstleistung bei der Fogra verfügbar.
Arbeit an ersten Standards für die Charakterisierung und Monitor-Ausgabe
Im kommenden Forschungsprojekt „Grafischer 3D-Druck - Farbgetreue Monitordarstellung für im Polyjet- und Multijet-Fusion-Verfahren hergestellte 3D-Objekte, IGF“, das im November 2018 gestartet ist, wird die Fogra zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD erste Standards für die Charakterisierung und Monitor-Ausgabe von Objekten setzen, die in den Mehrfarben-3D-Druckprozessen Polyjet-Printing und Multijet-Fusion hergestellt werden.
Faktoren Glanz, Oberflächenbeschaffenheit, Transluzenz
Auch hier leistet das Forschungsinstitut Pionierarbeit, denn es gilt, das Farbmanagement für den 3D-Druck in Software-Programme zu integrieren. Selbst in dem bekannten Programm Photoshop gibt es laut Fogra noch kein Prognosemodell für den 3D-Druck. Denn neben der Farbe spielen für die Wahrnehmung noch Glanz, Oberflächenbeschaffenheit und Transluzenz des Stoffes eine Rolle. Bei transluzenten Stoffen wie zum Beispiel der menschlichen Haut findet eine Reflektion des Lichtes nicht nur an der Oberfläche statt, sondern auch im Material. Diese Eigenschaften werden aktuell nicht kommuniziert und deshalb kommt jede Betrachtungssoftware für 3D-Modelle zu einem anderen Ergebnis.
Noch keine normierten Messmethoden
Daher ist es unerlässlich, visuell plausible Messdaten aufzunehmen, die Auskunft über die Druckerzeugnisse geben. Für den 3D-Druck existieren noch keine normierten Messmethoden. Um dieses Dilemma zu lösen, wollen die Forscher die Haupteinflussfaktoren auf den visuellen Gesamteindruck der Druckerzeugnisse durch Testdrucke ermitteln. Es sollen Farbtafeln gedruckt und visuell plausibel vermessen werden. Im Anschluss daran wird ein standardisiertes Modell erstellt mit Hilfe dessen eine verbindliche Monitorausgabe für 3D-Drucke erreicht werden kann.