Leguminosen auf den Öko-Feldtagen in Kasssel. Bildquelle: Alexander Knebel

Sei es das biblische Linsengericht, für das Esau sein Erstgeburtsrecht hergab, sei es die Prinzessin auf der Erbse oder das englische Märchen von Jack und der Bohnenranke. Hülsenfrüchte - fachsprachlich Leguminosen - besitzen ihren festen Platz in der abendländischen Kulturtradition. Allerdings haben in Deutschland der Anbau ebenso wie der Appetit auf Hülsenfrüchte lange Zeit abgenommen - obwohl sie für die Ernährung sehr wertvoll sind.

„Leguminosen enthalten neben Stärke auch wertvolle Eiweiße, Ballaststoffe und sekundäre Pflanzeninhalts-stoffe. Der Verzehr von Hülsenfrüchten bringt gesund-heitliche Vorteile und ist außerdem eine Alternative zum übermäßigen Verzehr von tierischen Eiweißen. Und für den Boden auf den Feldern sind Leguminosen gesund, weil sei für vielfältige Fruchtfolgen sorgen“, erklärt Ines Gromes, Vorstand des Instituts für Lebensmittel- und Umweltforschung (ILU) aus Bad Belzig in Brandenburg.

Projekte der angewandten Forschung in der Agrar- und Ernährungswirtschaft sind daher nun darauf ausgerichtet, die gesunden Feldfrüchte wieder verstärkt auf den Teller zu bringen. Mit dabei ist das ILU. Forschungsvorhaben des Brandenburger Instituts sind ausgerichtet auf die effiziente und marktgerechte Herstellung von innovativen Lebens-, Futtermitteln und -zutaten auf der Basis von heimischen Leguminosen wie Erbse und Ackerbohne. Ziel ist es, neue Einsatzmöglichkeiten für Körnerleguminosen aufzuzeigen. Kommen traditionell die Hülsenfrüchte direkt auf den Teller, so finden sie auch dank Projekten aus der angewandten Forschung zunehmend Verwendung in der Lebensmittelverarbeitung. Das wiederum steigert die Nachfrage und damit auch den Anreiz für die Landwirte, Bohnen, Erbsen und andere Hülsenfrüchte auf heimischen Äckern anzubauen.

Um konkret das Potenzial der Ackerbohne als wichtiger Hülsenfrucht besser zu heben, kooperiert das ILU mit Forschungspartnern, darunter weiteren Instituten der Zuse-Gemeinschaft wie PPM Pilot Pflanzenöltechnologie e.V. aus Magdeburg und der GMBU e.V.  im Kooperationsnetzwerk FAVA-NET. In dem vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Vorhaben geht es darum, wissenschaftliche Erkenntnisse zu Proteinen aus der heimischen Ackerbohne für die Wirtschaft nutzbar zu machen. Das reicht von der Forschung an neuen Lebensmitteln wie proteinreichen Getränken oder auch Fleischersatzprodukten bis zur Nutzung der Kleb- und Emulsionseigenschaften des Ackerbohnenproteins für den chemisch-technischen Bereich, so für Farben und Lacke auf Ackerbohnenbasis.

„In den Entwicklungsarbeiten wird die gesamte Wertschöpfungskette berücksichtigt, um nachhaltige Entwicklungskonzepte und eine hohe Akzeptanz der Verbraucher von der Pflanzenzüchtung bis zum Konsum zu sichern“, erläutert Gromes. PPM-Geschäftsführer Dr. Frank Pudel setzt innerhalb des FAVA.NET beim ILU nicht zuletzt auf dessen Knowhow beim Transfer von Forschungsergebnissen in Produkte. „Dabei nutzen wir die Produktentwicklungs-Kompetenzen des ILU und bringen unser Fachwissen bei der Gewinnung von Ackerbohnen-Proteinisolaten ein - immer praxisorientiert und wirtschaftsnah“, sagt Pudel.

Im Unterschied zum Rückgang in der menschlichen Ernährung, hat - global gesehen - der Bedarf an Leguminosen fürs Tierfutter immer stärker zugenommen, vor allem wegen der Nachfrage an Soja für Schweine- und Geflügelfutter. Menschen in vielen Schwellenländern, nicht zuletzt China, essen immer mehr Fleisch. Das hat bekanntlich Folgen für die globale Landnutzung bis hin zur Bedrohung des Regenwaldes. Besser ist es da, der Mensch isst die schmackhaften Bohnen, Erbsen und Linsen gleich selbst. Mit Leguminosen wie der Ackerbohne gibt es dafür Produkte zunehmend auch aus heimischem Anbau.

Aufgezeichnet von Alexander Knebel, Stand: Juni 2020