Wissenschaft trifft Wirtschaft: Maren Müller und Oliver Kilian in den Räumen der Georg Ebeling Spedition GmbH. Bildquelle: Beatrix Kamlage, IPH

Wie lassen sich Abläufe in der Logistik automatisieren? Um Antworten auf diese Frage zu finden, hat das Institut für Integrierte Produktion Hannover (IPH) erfolgreich ein neues digitales Werkzeug entwickelt.

Forschung, die die Wirtschaft stärkt – das gelingt am besten, wenn Wissenschaftler von Anfang an die Praxis im Blick behalten. Das Institut für Integrierte Produktion Hannover (IPH) gGmbH ist Mitglied der Zuse-Gemein-schaft und arbeitet eng mit kleinen und mittleren Unternehmen zusammen.

So auch im Forschungsprojekt WaLaTra: Die Wissenschaftler haben sich regelmäßig mit den Unternehmen im Projektbegleitenden Ausschuss abgestimmt - und am Ende einen Software-Demonstrator entwickelt, der wirklich praxistauglich ist. Mit dem Software-Demonstrator können Unternehmen herausfinden, welches Lager-, Kommissionier- und Transportsystem am besten für sie geeignet ist. Besser ein Hochregal- oder ein Bodenlager? Kommissionierung von Hand oder vollautomatisch durch Roboter? Transport per Hubwagen, Gabelstapler oder mit einem Fahrerlosen Transportsystem?

„Die vielen unterschiedlichen Systeme mit ihren Vor- und Nachteilen sind schwer zu überblicken“, sagt Projektleiterin Maren Müller. „Mit dem Software-Demonstrator wollen wir insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen Orientierung bieten.“ Die Wirtschaftsingenieurin hat im Forschungsprojekt WaLaTra etwa 20 Lagersysteme, 20 Transportsysteme und 20 Kommissioniersysteme charakterisiert und in einen Software-Demonstrator eingepflegt. Die zehn Unternehmen im Projektbegleitenden Ausschuss haben viele Informationen beigesteuert – etwa zu der Frage, welche Systeme sie selbst nutzen und wie sie diese einschätzen – und die Forschung einem ständigen Praxis-Check unterzogen.

Eines der Unternehmen, die am Projekt mitgewirkt haben, ist die Georg Ebeling Spedition GmbH, ein Logistik-Dienstleister aus der Region Hannover. „Wir sind heutzutage nur in Teilbereichen automatisiert, andere werden noch sehr traditionell gehandhabt“, sagt Logistikleiter Oliver Kilian. „Ein Tool, mit dem wir herausfinden können, inwieweit wir uns tiefgreifender automatisieren sollten, ist für uns von enormer Bedeutung. Damit können wir in Zukunft bessere Entscheidungen treffen.“

Der Software-Demonstrator ist so aufgebaut, dass Unternehmen ihn ohne Vorkenntnisse nutzen können. Sie müssen lediglich Lagerdaten und Informationen zum Produktportfolio eingeben – etwa, welche Produkte das Unternehmen in welcher Stückzahl herstellt, wie groß und schwer diese sind und vieles mehr. Danach schlägt der Software-Demonstrator jeweils ein Lager-, Kommissionier- und Transportsystem vor. In Form von Steckbriefen erhalten die Unternehmen Informationen zu Anschaffungskosten, Wartungsaufwand und vielem mehr. Welche Systeme die Software verworfen hat und aus welchen Gründen, kann sich der Nutzer ebenfalls anzeigen lassen.

Dank der Forschungsergebnisse sparen Unternehmen Zeit und Kosten bei der Systemauswahl. Sie müssen nicht aufwendig recherchieren, sondern erhalten eine schnelle, kostenlose und objektive Ersteinschätzung. Das Forschungsprojekt WALaTra wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie finanziert. Der Software-Demonstrator steht als Download zur freien Verfügung.