Eine eigene Norm gibt vor, wie die Prüfung abzulaufen hat. Bildquelle: TFI

Home Office Belastung für Kopf und Boden

Corona-Pandemie bedeutet für viele Homeoffice. Mögen sie den Heim-Arbeitsplatz lieb gewonnen haben oder nicht: Im Kopf wie in den eigenen vier Wänden hat die Pandemie Spuren hinterlassen.

Die Spuren im Kopf sind schwer messbar. Für die am Boden, dort wo der Schreibtisch steht, gibt's den Stuhlrollenindex. Der ergibt sich aus Drehen und Wenden, Reiben und Drücken, Kreisen und Rollen, kurz einer aufwändigen Prüfung von Bodenbelägen, die das Rollen von Stühlen nachbildet. Sei es Teppichboden aus Wolle oder Chemiefasern, Laminat oder PVC: Eine eigene ISO-Norm gibt vor, wie die Stuhlrollenprüfung abzulaufen hat.

TFI Stuhlrollengeraet Hoch BeitragDas Prüfgerät des TFI im Einsatz. Bildquelle: TFIBei der Langzeitprüfung muss der Teppichboden 25.000 Umdrehungen über sich ergehen lassen. Die Kurzzeitprüfung endet schon nach 5.000 Mal. Dann ist klar, wie es am Boden aussieht. Denn stetes Kreisen bleibt nicht ohne Wirkung: Je nach Material und dessen Güte nutzt sich der Teppich ab, verändert sein Aussehen. Zu guter Letzt werden geprüfte Probe und eine neue, ungetestete Probe nebeneinandergelegt und verglichen. Man bewertet auf dieser Basis strukturelle Veränderungen des Belags oder auch Farbveränderungen, je nach Material. Aus der Zusammenschau der Prüfkriterien ergibt sich der Stuhlrollenindex. Die Kurzzeitbewertung geht zu 75 Prozent in den Stuhlrollenindex ein, die Langzeitbewertung zu 25 Prozent. Ein hoher Stuhlrollenindex zeugt von wenig Veränderungen beim Rollen. Ein Teppich mit einem niedrigen Stuhlrollenindex sollte daher nur in weniger genutzten Bürobereichen liegen.

Bei Laminat und PVC-Böden werden zudem mögliche Beschädigungen wie Risse, Öffnung von Verbindungen oder die Trennung von Schichten dokumentiert. Danach gibt es nur die Entscheidung: Eignet sich das Laminat oder der PVC-Boden für Stuhlrollen? Ja oder nein?

Ein maßgebliches Prüfinstitut: Das Aachener TFI - Institut für Bodensysteme an der RWTH, Mitglied der Zuse-Gemeinschaft. „Der schon länger anhaltende Bauboom in Deutschland sorgt auch für eine starke Nachfrage nach Bodenbelägen. Der Stuhlrollenindex ist da ein Instrument zur Qualitätssicherung“, erklärt TFI-Expertin Sophia Gelderblom.

Durch die Sonderkonjunktur des Arbeitens von zu Hause wird vielen von uns klar: So mancher heimische Bodenbelag dürfte noch nicht reif fürs Home Office sein.

Alexander Knebel, Pressesprecher

Stand: Juli 2021

Dieser Beitrag erschien zuerst als Zahl des Monats Juli 2021 in den ZUSE TRANSFERNEWS vom Juli 2021.