Kälteübertragung über Manschetten. Bildquelle: Health Care JBS GmbH

Bei vielen Krankheiten und Verletzungen lindert Kühle nicht nur Schmerzen, sondern trägt auch zur Therapie bei. Was bisher fehlte, ist ein mobiles Kühlgerät, mit dem verschiedene Körperpartien schnell und zuverlässig mit Kälte versorgt werden können. Diese Lücke schließt nun eine von der Gesellschaft für Fertigungstechnik und Entwicklung (GFE) Schmalkalden in Kooperation mit Partnern entwickelte Innovation: das mobile Kühlgerät kann eine Kühlhaube für den Kopf ebenso versorgen wie Manschetten zur Kühlung von Muskelpartien.

Konkret lässt sich die mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft entwickelte Kühltechnik unter anderem zur lokalen Behandlung von Verletzungen, Verstauchungen, Schwellungen und Entzündungen ebenso wie nach einem Schlaganfall oder Herzinfarkt nutzen. Die geringen Abmessungen der Geräte machen einen Transport im Krankenwagen problemlos möglich.

Während einer Chemotherapie kann die Kühlhaube zudem helfen, dass durch Kühlung der Kopfhaut Haarausfall vermieden bzw. reduziert wird.

Gefördert wurde die Gemeinschaftsentwicklung vom Bundeswirtschaftsministerium über ein ZIM-Kooperationsprojekt. Von medizinischer Seite war die Universitätsklinik Regensburg als Partner beteiligt.

Zum Projekt gehörte neben der Entwicklung und Herstellung der Kühlhaube und des mobilen Hypothermiegeräts auch die Entwicklung eines Prüfstands auf Basis eines Temperaturmessver­fahrens zur Regelung der Kopfhauttemperatur. Für diesen Prüfstand war die GFE federführend verantwortlich. Er diente u.a. zur Sicherheitsprüfung der Innovation.

Das mobile Hypothermiegerät ist autark. Zur Stromversorgung dient beim mobilen Betrieb ein handelsüblicher Steckakku. Für den stationären Betrieb wird ein medizinisches Tischnetzteil eingesetzt.

Die Kälteübertragung erfolgt über Kühlmanschetten auf die Haut (s. Bild). Die Temperatur lässt sich in 1°C-Schritten von 8°C bis 20°C stufenlos einstellen und wird konstant gehalten. Durch den Einsatz von Sicherheitsthermostaten werden Hautverletzungen ausgeschlossen.

Im Rahmen des Projekts erfolgten parallel zu den Entwicklungsstufen die medizinischen Tests in der Universitätsklinik Regensburg. Dabei wurde laut GFE festgestellt, dass der Einsatz des mobilen Hypothermiegerätes auch für folgende Anwendungsbereiche möglich ist:

  • Nachbehandlung von Operationswunden
  • Abklingen von Kieferschwellungen bei Zahnbehandlungen, Implantologie
  • Schmerzlinderung bei Knochenbrüchen, Verstauchungen, Verrenkungen
  • Schmerzbehandlung nach Lasertherapie, Tätowierungen
  • Verbesserung der Beweglichkeit, Schmerzlinderung, Lockerung der Muskulatur
  • Linderung bei entzündlichem Rheumatismus
  • Verminderung von Haarausfall bei der Chemotherapie
  • Notfallmedizin zur Erstversorgung bei Herz- und Hirninfarkt

Es ist nun vorgesehen, aus dem Prototypen ein serienreifes Gerät zu entwickeln, welches dann zur Prüfung und Zulassung nach dem Medizinproduktegesetz eingereicht werden wird.

Stand: September 2019