Schon heute nicht auf dem Balkon, sondern auf der Baustelle im Einsatz: Die ifak-Technik an der Bake eignet sich für die schnelle, zuverlässige Sicherung. Bildquelle: ifak

Am Montagmorgen im Berufsverkehr fahren auf einem Zubringer am Rande der Magdeburger City zwei Kleinlaster an einer neu eingerichteten Baustelle aufeinander auf. Schnell ist die Polizei zur Stelle und sichert die Unfallstelle. Doch bis die Nachricht über den Unfall zu den Pendlern im Umland gelangt, die sich über Verkehrsfunk und Navi über die aktuelle Straßenlage Richtung City schlau machen, kann es dauern. Ein hypothetisches Szenario. Doch angesichts Tausender Menschen, die in Deutschland Jahr für Jahr im Straßenverkehr getötet werden, leider schlimmer Alltag.

Mehr Sicherheit an Baustellen ist möglich: Ein Faktor: Schnellere und genauere Daten. Dafür hat das Institut für Automation und Kommunikation (ifak) eine sensorbasierte Warnleuchte entwickelt. „Mit ihr lassen sich Position und Ausmaß der Baustelle in Echtzeit mit Genauigkeit im Submeterbereich darstellen“, erläutert ifak-Projektleiter Olaf Czogalla. Durch den kombinierten Einsatz mehrerer angeschlossener Sensorleuchten könne der Umfang der Baustelle exakt abgebildet werden.

Eingebaut werden kann der kompakte Sensor in Baken, die zur Absicherung von Baustellen dienen, oder auch in Warnkegel, die kurzfristig bei Unfällen aufgestellt werden. Gesendet wird die Position dann an Satelliten, die die Daten auf Plattformen zurückspielen, wie sie z.B. Kommunen betreiben. Der Zugriff soll auch über eine Mobilfunkverbindung möglich sein. So könnten die wichtigen Infos zur Baustelle künftig schnell ihren Weg auf die Displays der Navigationssysteme von Pkw und Lkw finden.

Erfolgreich erprobt wird das System Czogalla zufolge derzeit schon in Hamburg, wo 50 der innovativen Baken im Stadtgebiet im Einsatz sind. Dort dienten sie im Oktober auch als Anschauungsmaterial beim Welt-Mobilitätskongress ITS, nachdem eine Förderung der Entwicklung durch den Hamburger Landesbetrieb LSBG im Projekt GeoNetBake vorangegangen war.

Nun baut das ifak auf den großräumigen Transfer in die Praxis. Viel versprechenden Firmen-Kontakt gebe es bereits, sagt Czogalla. Mit Blick auf die Pluspunkte und Praxisreife des Systems verweist er auch auf die lange Batterielaufzeit des Sensors in der Bake. Diese sei auf einige Monate zu veranschlagen, wenn der Sensor zwei bis drei Mal pro Tag seine Position melde. Diese Anwendung zielt also auf länger andauernde Baustellen. Der Warnkegel kann hingegen eher für kurze Einsätze z.B. bei Unfällen zum Einsatz kommen.

Vorteile sieht das ifak in der Entwicklung nicht nur für Verkehrsteilnehmer, sondern auch für Kommunen und Unternehmen, die bei der Errichtung und der Beseitigung von Baustellen beteiligt sind. Denn sie sollen mithilfe der über den neuen Sensor bereitgestellten Daten einen zuverlässigeren und detaillierteren Überblick über das Baustellengeschehen gewinnen, als es heutzutage der Fall ist.

Perspektivisch hat der Sensor laut Czogalla auch viel Potenzial für neue Funklösungen wie das Digitalradio, das in Deutschland – was die Verbreitung angeht – noch ganz am Anfang steht.

Stand: November 2021