Deutschland nimmt bei Forschung und Entwicklung (FuE) in der Europäischen Union eine Spitzenposition ein, nicht nur weil es der einwohnerreichste Mitgliedstaat ist, sondern auch, weil seine Großunternehmen hierzulande stark in Sachen Innovationen unterwegs sind.

Download der Infografik (pdf): FuE-Ausgaben der EU Top 1.000 Firmen und der Wirtschaft in ausgewählten Staaten

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Deutschland nimmt bei Forschung und Entwicklung (FuE) in der Europäischen Union eine Spitzenposition ein, nicht nur weil es der einwohnerreichste Mitgliedstaat ist, sondern auch, weil seine Großunternehmen hierzulande stark in Sachen Innovationen unterwegs sind. Augenfälligstes Beispiel ist Volkswagen mit jährlichen FuE-Ausgaben von rd. 13,6 Mrd. Euro. Nicht in jedem Fall allerdings stimmen wie bei den Wolfsburgern Firmensitz und FuE-Ausgaben auch überein. So hat ein Schwergewicht unter den FuE-intensiven Unternehmen in der EU, der Airbus-Konzern, seinen Sitz in den Niederlanden. Dementsprechend werden in der Studie EU R&D Scoreboard die für Airbus ermittelten 3,3 Mrd. Euro an FuE-Aufwendungen in den Niederlanden verortet. Für Irland, das für seine niedrigen Unternehmenssteuersätze bekannt ist, wirkt sich die starke Präsenz  von US-Unternehmen massiv aus. So steuern laut der Studie die drei größten dort ansässigen Firmen Medtronic, Allergan und Seagate Tec insgesamt knapp 5 Mrd. Euro an FuE-Ausgaben bei, die dann laut der Methodik Irland zugeschlagen werden. Hingegen weist das EU-Statistikamt Eurostat nur knapp 3 Mrd. Euro an FuE-Ausgaben der Wirtschaft in Irland aus. Die Behörde erfasst die tatsächlich dort auch getätigten FuE-Aktivitäten.

Renommierte Marken im Ausland gemeldet

Im Vergleich zu Irland und den Niederlanden umgekehrt ist das Verhältnis in Italien und Polen. Für die Appenin-Halbinsel weist Eurostat FuE-Ausgaben der Wirtschaft in Höhe von 15,3 Mrd. Euro aus, was einem im Vergleich der EU-Länder schon niedrigen Anteil der FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt von nur 1,4 Prozent entspricht, womit sie weit unter dem EU-Mittel von 2,1 Prozent liegen. Bei den FuE-Ausgaben der Top 1.000 bringen es die Italiener hingegen lediglich auf 5,9 Mrd. Euro. Kein Wunder: Ihr Vorzeigeunternehmen FiatChrysler mit FuE-Ausgaben von 3,7 Mrd. Euro ist offiziell in den Niederlanden beheimatet. In den Top 1.000 ist Telecom Italia auf Rangplatz 35 mit FuE-Ausgaben von 1,2 Mrd. Euro das erste italienische Unternehmen. Auf Rang 52 liegt Ferrari mit FuE-Aufwendungen von 845 Mio Euro – die laut der Scoreboard-Statistik den Niederlanden zugeschlagen werden.

Attraktivität von Niedrigsteuerländern

Aus Polen schafften es nur vier Unternehmen unter die Top 1.000. Mit FuE-Ausgaben der Wirtschaft von 4 Mrd. Euro und einem BIP-Anteil von 1,2 Prozent hat Polen viel Nachholbedarf in Sachen Innovationsausgaben, steht damit laut Eurostat aber auch nicht schlechter da als Irland.

Hohe Standorttreue deutscher Firmen

Der Vergleich zwischen den Eurostat-Zahlen und dem R&D-Scoreboard legt offen: EU-Staaten mit günstigen Steuermodellen sind attraktiv für Unternehmen, die stark in FuE investieren. Im deutsch-französischen Umfeld bildet Airbus übrigens eine von wenigen Ausnahmen. Neben dem Flugzeugbauer ist auch der französische Modekonzern Chanel Im Ausland gemeldet, nämlich in Großbritannien.

Andere französische und auch deutsche Großunternehmen zeigen hingegen Standorttreue. Auch daran liegt es, dass schon der kumulierte FuE-Wert für Deutschland in der Top 1.000-Studie mit 84,3 Mrd. Euro über den von Eurostat für die deutsche Gesamtwirtschaft angegebenen FuE-Ausgaben von 72,1 Mrd. Euro liegt. Deutschland ist aber darüber hinaus für weitere Unternehmen von außen attraktiv. Der Beitrag des Mittelstandes bleibt in der Top 1.000-Statistik naturgemäß außen vor. Gerade aber die kleineren Unternehmen sind es, die nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen EU-Ländern wichtige Beiträge zu Innovationen leisten, wenn auch eine Konzentrationstendenz schon seit geraumer Zeit eingesetzt hat.

Alexander Knebel
Pressesprecher

Stand: September 2020